Baumwege, Jugendpflege Rhein/Nahe, Kulturherberge e.V. Erlebnisakademie sowie die Baumbotschafter (NAJU Hildesheimer Land) haben gemeinsam in den Herbstferien bei Bingen das Projekt Himmelstürmer für  Kinder und Jugendlichen durchgeführt. Ein Erfahrungsbericht.

Und Action: Moritz (15 J.) schnallt sich seinen üppig ausgestatteten Kolibri-Gürtel um die Hüften, dann noch die neue Rettungsbanane von Freeworker drüber und kämpft sich jetzt den kleinen Hügel hoch. Vorbei an 15 Kindern, die alle gleichzeitig versuchen, per SKT hoch in den Wipfel der Eiche zu stürmen. Ihr Ziel: Schnellstmöglich in den Wipfel zu Hans Hansen klettern, um dem windigen Hamburger Kapitän ihre in dieser Woche mit Geschichten vollgeschriebenen Gruppenlogbücher zu überreichen.

Sie müssen sich beeilen, denn...

...Hans hat mal wieder etwas Ärger, diesmal mit dem Teufel, und ist daher kurz angebunden. Erst am frühen Morgen hatte dieser ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als die Baumbotschafter-Nachwuchsteamer (Helge, Theo, Maxim, Dennis und Moritz) ihr 20tes Seil in die größte Eiche des Waldes gebaut hatten, entdeckten sie erst das verlassene Nest einer Eichenprozessionsspinnerversammlung. Und das zwei Stunden vor dem Finale und Abschluss des jährlich stattfindenden Himmelstürmer-Kletterprojekts von Baumwege. Jetzt drei Stunden später zieht Hans sein Akkordeon in den "zweitgrößten“ Baum des Binger Walds hinauf und spielt vor allem zu seiner eigenen Belustigung den nach seiner Meinung bedeutendsten und epochalsten Schlager der Kulturhochburgen Mainz-Bingen-Köln "Einmal am Rhein"(von Willi Ostermann).

Derweil zieht Moritz an den Himmelstürmern vorbei. Noch 10 Meter bis zu Helge (15 J.). Mittlerweile erklingt aus dem Akkordeon das Lied „Hänschen klein ...“. Einige Kinder lächeln, brauchen aber ihre Puste zum Klettern. Eine Himmelstürmerin setzt sich auf einen Ast und singt eine Strophe: „...Mutter weinet sehr, hat ja nun kein Hänschen mehr, wünsch dir Glück sagt ihr Blick, kehr nur bald zurück.“

Moritz ist angekommen, verschnauft kurz und schwingt sich zu Helge, der drei Meter weiter in einer andern Astgabel sitzt. 

Moritz: „So!  kurzgesichert! Puuuh, wie lang hab ich gebraucht ?“

Helge: „15 Minuten. Das wird knapp!“

Moritz: „OK, sag mir wenn wir bei 20 sind. Ich leg jetzt los.“

Helge: „OK aber kein Stress, das ist nur eine Übung. Ich will nachher auch noch in der Lage sein, die Banane auszuprobieren.“

Moritz: „Schon klar, wir machen‘s mit Gegencheck.“

- Rettungsseil in sicheren Ankerpunkt gebracht - Check

- Umlenkung über zweiten Ankerpunkt, Karabinerverschluss zeigt vom Stamm weg - Check

- Rig richtig eingebaut, Test, OK - Check

- Expressschlinge  an den Gürteln angebracht - Check

- Oberkörper stabilisiert mit Bandschlinge, Schrauber in D-Ring geführt, zugeschraubt - Check

- Übernahme - Check

- Helges System außerkraft gesetzt - Check

Mittlerweile haben alle Kinder Hans ihre Logbücher übergeben. Der verabschiedet sich beim Runterrauschen, lässt noch für seinem "Eineiigen Zwillingsbruder" schöne Grüße ausrichten und verrät die Stelle, an der dieser seine Brille wieder finden wird. Kurz darauf ist er um das Tipi der Norddeutschen Baumindianer verschwunden. Zehn Minuten später taucht Dirk auf, der Projektleiter in dieser Woche.

"Der Hans war da" ruft ein Kind aus dem Wipfel "und er weiß wo deine Brille ist."

"Ja", ruft ein weiteres auf dem Waldklo „und deine neue Kletterausrüstung hat er auch benutzt."

Ein drittes Kind: "Und du bist doch der Hans, ich hab dich gesehen ...!"

Dirk: "Na warte, wenn ich den erwische!"

"Der ist schon wieder über alle Berge", steckt ihm Nico, der Co-Leiter des Projekts.

Dirk: "OK, Himmelstürmer, es wird Zeit. Zum Abschluss dieser Woche lädt euch der unsichtbare große weise Clown ein, in sein Tipi zu kommen, aber vorher müsst ihr alle die Wurst der Weisheit drücken, damit er auch hört dass ihr bereit seid."

Während die Himmelstürmer sich die Wurst der Weisheit weiterreichen - einen alten, sehr alten Gummi-Hotdog - und sie zum quietschen bringen, quält sich Moritz mit Helge zwischen seinen Beinen ab.

 

Dirk: „Wie lange bisher?“

Helge: „Über 30 Minuten!“

Moritz: „Dieses blöde Seil grangelt sich dauernd und blockiert das Rig.“

Dirk: „um macht dieses blöde Seil das?“

Helge: „Wahrscheinlich hätten wir es vorher einmal komplett auspacken und dann wieder rein stopfen sollen.“

Moritz: „Oder ich hätte die Banane wie die Profis bei den Meisterschaften in Oschatz einfach runter werfen sollen.“

Helge: „Ok. wenn die Kinder weg sind probieren wirs nochmal aus.“

 

Das Himmelstürmerprojekt ist ein Angebot der Jugendpflege Rhein Nahe, durchgeführt von „baumwege“. Geleitet von  Dirk F. Becker und Nico Schmakeit von der Kulturherberge e.V. Erlebnisakademie . Mit dabei waren als Nachwuchsteamer die Baumbotschafter der Naju Hildesheimer Land aus Niedersachsen und das Nachwuchsteam der der Jugendpflege Rhein/ Nahe.

 

(Dirk F. Becker: Philosoph / Theaterpädagoge/Baumpfleger SKT.-B),

(Nico Schmackeit (Bäckermeister, Baumpfleger SKT-B, angehender Erlebnispädagoge)

(Andre Becker/Baumpfleger ETW, Dipl. Soz./Erlpäd / Supervisor)

 

Autor: Dirk Frigula Becker